Jetzt war es also so weit – es war Samstag, 31.05.2025 – der Tag, an dem unser Fest für Sebastian stattfinden sollte.
Ich kann nicht sagen, wie ich von September mit Hochwasser, Intensivstation und Tod von SEBI bis hierhin – zum Fest – gekommen bin. Auf der einen Seite scheint die Zeit stillzustehen. Jeden Morgen muss ich mich auf’s Neue daran erinnern, dass mein Sohn Sebastian tot ist. Auf der anderen Seite vergeht die Zeit wie im Fluge –
damals, als wir den Termin für das Fest festgelegt hatten, erschien mir der 31.05.2025 als ‚irgendwann‘. Und nun war der Tag da. Unfassbar und unausweichlich.
Natürlich gab es Vorbereitungsarbeiten. Ich habe Kärtchen mit Fotos und Sprüchen von SEBI vorbereitet, Bilder in der Größe A2 gestaltet (ja, nicht nur wir als Patchwork Familie sollten den Schmerz fühlen – auch unsere Gäste durften in SEBI eintauchen), wir haben uns überlegt, was wir als ‚Rahmenprogramm‘ machen wollten.
Und das gab’s alles beim Fest: Flötenmusik von Maria und Freundin, Buttons machen, Seedbombs basteln, Steine zum Reisen bemalen, Wünschebox für SEBI, Gästebuch zum Eintragen, Bücher zum Selber lesen oder Vorlesen lassen, Barbapapas bewundern (und ev. mit ihnen kuscheln), Kerzen aufstellen, Ballonpost mit SEBI-Engeln, SEBI Gnom (von Karin) bewundern, Musik aus der Box, Musik von Andreas (nicht aus der Box), die 7 Orte von Christine, SEBIs Lieblingskuchen, Barbabo-Kuchen (von Barbara und Peter), SEBIs Lieblingsbrownies (von Kinga), leckeres Essen von Michi (Villa Berging) und ganz ganz viele Gespräche, Umarmungen und berührende Momente.
Es hatten sich an die 100 Menschen angemeldet, ca. 70 waren dann wirklich da, einige sind krank geworden, einige wurden von ihren Emotionen eingeholt. Es hat bewegt. Wir wurden mit bewegt. Es hat gewirkt und die Auswirkungen sind bereits spürbar – wie Wellen, die sich ausbreiten. Es wirkt. SEBI wirkt. Immer wieder und immer noch.
Ich weiß nicht, ob er das gewollt hätte. Aber es ist. Wirkung. Jetzt sind schon ein paar Tage vergangen und immer noch erreichen mich Nachrichten, die mit SEBIs Tod, unserem Fest für ihn, in Verbindung stehen. Der Kreis der ‚von SEBI Berührten‘ wird von Tag zu Tag größer. Wirkungskreis. Der Wirkungskreis eines Verstorbenen.
Immer wieder stelle ich mir dieselben Fragen. Was ist Tod? Was ist Leben? Und was hat das alles mit mir zu tun? Viele haben mich gefragt, wie das Fest für mich war und ob es ein ‚Abschluss‘ war. Das Fest war für mich schön und schmerzvoll. Und nein, es war kein Abschluss, aber ein wichtiger Punkt, um das Unfassbare etwas Fassbarer zu machen und auch zu teilen. Öffentlich zu teilen und zu zeigen, dass man aus einer Trauerfeier auch ein Fest machen kann und dabei die Schwere überwinden darf. Und, um mit Falco zu enden (Daniel, mein jüngster Sohn, ist Falco-Fan) – muss ich denn sterben, um zu leben?
Es WIRKT ein bisschen so, als könnte sich SEBI jetzt wirklich ENTFALTEN. Ich höre seinen Schlüsselbund klimpern, sehe seine Art, sich seinen Hut zu richten (die Frisur darf nicht leiden) und freue mich über sein Grinsen im Gesicht. ‚Jetzt könnt ihr euch mal damit beschäftigen, worüber ich schon seit Jahren nachgedacht habe – was bedeutet euch euer Leben? Ich schau euch jetzt erste Reihe fußfrei zu‘. *Grins* … und er lehnt sich zurück und genießt – don’t stop me now!
Alles wie immer, nichts mehr wie es war. (Ursula Leutgöb)
https://www.story.one/de/story/ein-fest-fur-sebastian/
Fotos Maria Hömandinger