Die letzten 30 Jahre sind scheinbar wie im Flug vergangen. Jetzt ist auch mein Vater gestorben. Keine Eltern mehr. Mein Vater hat mich schon vor einiger Zeit versucht, sanft auf seine nahendes Ende vorzubereiten.
Wie sage ich es meiner Tochter am besten, dass es für mich Zeit wird, zu gehen ...
Seine Worte sind bei mir angekommen, ich habe versucht, mich vorzubereiten. Aber man ist nie wirklich vorbereitet.
Ich habe noch immer die Szene vor Augen, als sich meine Mutter telefonisch bei ihrem Vater verabschiedet hat - er hat gesagt, das geht nicht, er ist über 80 Jahre alt, er muss gehen, nicht sie. Wie schlimm muss es für Eltern sein, den Kindern nach zu blicken ...
Mein Vater hat ein erfülltes, bewegtes Leben gehabt - er wurde 88 Jahre alt. Er durfte am 24.01.2018 zu Hause an einem Herzstillstand von uns gehen. Am 06.01.2018 hatten wir noch eine große Familienfeier, wo er anwesend war und noch einmal, als Ältester, eine Rede gehalten hat. Das war das letzte Mal, wo ich ihn lebend gesehen habe. Gehört haben wir uns noch 3 Tage vor seinem Tod - er war guter Dinge und hatte den Eindruck, dass es wieder etwas bergauf geht mit seiner Lebensenergie. Sein Körper hat 3 Tage später anders entschieden.
Und trotzdem schmerzt es. Er war der Halt hier im Leben zu meiner Erinnerung an meine Mutter, das Bindeglied zu meinem Leben mit meiner Mutter. Jetzt ist er bei ihr und ich bleibe zurück. Das erfüllt mich zeitweise mit Einsamkeit und Leere. Und es fühlt sich so an, als würde ein Teil meiner Energie sich nun auch auf den Weg machen. Was ich auch tue - ich werde älter und nähere mich auch meinem letztendlichen Ziel. Die Zeit bis dahin gilt es erfüllt zu leben. Wir wissen nie, wann die letzte Stunde schlägt. Wir tun nur immer so, als würden wir ewig leben und auch ich werde mir in solchen Momenten der Trauer immer wieder mehr bewusst, dass mein Leben endlich ist. Mit dem ersten Atemzug ist das Gewissheit.